27.05.2019
„Schwanstetten braucht Zukunft!“

Schwanstetten – „Schwanstetten braucht Zukunft!“ so formulierten die Freien Wähler zum Jahreswechsel ihr kommunalpolitisches Ziel. Der neue Flächennutzungsplan muss eine Entwicklung Richtung 8000 Einwohner ermöglichen. Die bisherige Wohnqualität auch in den Außenorten darf dadurch nicht gefährdet werden. Die Zukunft der landwirtschaftlichen Betriebe muss gesichert sein. Gewerbeflächen müssen sozialverträglich auch in Zukunft moderat zur Verfügung stehen. Die vorhandene Infrastruktur muss zielgerichtet qualitativ verbessert werden. Das sind die fünf momentanen Schwerpunkte der Freien Wähler zum neuen Flächennutzungsplan.

Der neue Flächennutzungsplan unter dem Aspekt der demographischen Entwicklung war das Schwerpunktthema der Jahresabschluss-Sitzung 2018 des erweiterten Vorstandes der Freien Wähler in der Erbschänke „Zum Schwan“. Der alte Flächennutzungsplan stammt aus dem Jahr 1993. Die Darstellung der Bauflächen sowie der geplanten Gemeinde-, Erschließungs- und Versorgungseinrichtungen ist auf den Bedarf auszurichten, der in einem Planungszeitraum von etwa 10 bis 15 Jahren zu erwarten ist. Somit sind eine Überprüfung der Planungsgrundlagen und gegebenenfalls eine Neuaufstellung etwa alle 15 Jahre zu empfehlen. Die um circa 10 Jahre verzögerte Neuaufstellung, die jetzt im Marktgemeinderat 2019 angekommen ist, umfasst damit einen Planungszeitraum bis Mitte der dreißiger Jahre.

„Wie soll sich unsere liebens- und lebenswerte Heimatgemeinde bis zum Jahre 2035 entwickeln?“ mit dieser zielführenden Frage eröffnete die stellvertretende Vorsitzende Agathe Hammerschmidt die erweiterte Vorstandssitzung. Nach einer lebhaften Diskussion fasste Marktgemeinderat Jürgen Kremer die Zielbereiche zusammen: „Bevölkerungsentwicklung, sprich Wohngebiete, Gewerbegebiete, landwirtschaftliche Areale, Flächen für die Infrastruktur und die Entwicklung der Außenorte müssen auf den Prüfstand gestellt werden“. Belastbare Zahlen zur Prognose der Bevölkerungsentwicklung Schwanstettens liefern ganz aktuell das Landesamt für Statistik in Bayern und der Wegweiser Kommune der Bertelsmann-Stiftung. Beide gehen von einer relativ stabilen Bevölkerungszahl von 7 200 bis 7 300 aus. Hier beginnt jetzt das Handlungsfeld der Kommunalpolitik die richtigen innovativen Schritte einzuleiten.

Um eine Steigerung der Einwohnerzahl Richtung 8000 zu erreichen ist eine offensive Ausweisung von Wohnbauflächen notwendig. Die Außenorte Furth, Harm und Mittelhembach müssen unbedingt in diese Überlegungen mit einbezogen werden. Insbesondere der mehrgeschossige Wohnungsbau wird in den nächsten Jahren eine wichtige Rolle spielen. Junge Familien müssen in Schwanstetten günstige Mietwohnungen finden können. Der Eigenheimbau sollte familienfreundlich auch finanziell durch unsere Kommune für junge Familien unterstützt werden. Beide Prognosen besagen, dass der Anteil der 18 bis 65-jährigen Bevölkerung sinkt, der Anteil der über 65-Jährigen steigt circa um die gleiche Zahl. Deshalb muss Schwanstetten für die abwanderungswilligen Familien aus dem Ballungsraum Nürnberg-Fürth mit attraktivem und günstigem Bauland ein starker Anreiz sein. Wir müssen den Zuschaumodus gegenüber unseren Nachbargemeinden verlassen. Sie haben die Zeichen des demographischen Wandels und der Stadtrandlage erkannt und weisen schon längere Zeit viel neues Bauland aus. Vor der Haustür Schwanstettens entstehen in Großschwarzenlohe 99 Reihenhäuser.

Der Haushalt der Marktgemeinde beruht auf drei wichtigen Säulen: Einkommenssteuer, kommunaler Finanzausgleich und Gewerbesteuer. Das ist ein weiterer Grund, warum der Zuzug der Einkommenssteuerzahler über Bauland reguliert werden sollte. Diese Finanzquelle der Einkommenssteuer ist für den Erhalt und die Qualitätsverbesserung der Infrastruktur unverzichtbar. Bei der Gewerbesteuer müsste Schwanstetten die Einnahmen verdoppeln. Bis dahin greift der kommunale Finanzausgleich. Deshalb sollte es auch bei einer moderaten Gewerbeflächenausweisung bleiben. Der Schwerpunkt in Schwanstetten sollte attraktives, ruhiges und familienfreundliches Wohnen sein.

Schriftführer Robert Köbler erinnerte an eine weitere große Herausforderung: „Der Anteil der Bevölkerung über 65 wird verglichen mit dem Landesdurschnitt sehr stark wachsen“. Die Wohnformen im Alter muss das neue Planungsinstrument immer im Blickfeld haben. Eine Studie der CPB Consolutions GmbH mit Sitz in Hardt, die vom Diakonieverein in Auftrag gegeben wurde, prognostiziert für Schwanstetten einen zusätzlichen Bedarf an 50 Pflegeplätzen. Dieses Gutachten wird durch das Diakonische Werk Bayern sehr kritisch gesehen. Die Befragung des Seniorenbeirates im Jahr 2017 sprach an die Verwaltung der Marktgemeinde folgende Empfehlungen aus: Erweiterung des Angebotes für betreutes Wohnen mit der Möglichkeit der Vollpflege in der Gemeinde und Maßnahmen zur Errichtung einer Demenz-Wohngemeinschaft in der Gemeinde. Der Arbeitskreis „Wohnen im Alter“ vertritt mehrheitlich die Auffassung, dass weitere reine Pflegeeinrichtungen für Schwanstetten nicht benötigt werden. Die Nachbarorte Schwabach, Wendelstein und Kleinschwarzenlohe können den Bedarf decken. „Ziel ist es, ein Konzept zur Errichtung eines Gebäudes mit dem Schwerpunkt barrierefreies Wohnen mit ergänzenden sozialen Angeboten zu entwickeln. Dabei sollte insbesondere auch ein Angebot für eine Demenz-Wohngemeinschaft geprüft werden. Die Umsetzung sollte idealerweise im Ortszentrum erfolgen“, so der Arbeitskreis „Wohnen im Alter“. Der beschlossene Trenngrünstreifen zwischen Schwand und Leerstetten könnte hier besondere Bedeutung gewinnen. Seniorengerechtes Wohnen und Pflegeeinrichtungen könnten an dem Rand des Trenngrünstreifens in absolut ruhiger Lage entstehen. Die grüne Mitte ist nach Meinung der Freien Wähler ebenfalls eine Option.

„Bei einer angestrebten neuen Ausweisung von Bauland darf natürlich der Blick auf die Voll- und Nebenerwerbslandwirte nicht verloren gehen“, merkte Ehrenmitglied Fritz Schrödel an. „Der Flächenverbrauch muss in Einklang mit der Landwirtschaft geschehen“.

Das Profil als attraktiver Wohnstandort setzt eine familienfreundliche und kinderfreundliche Infrastruktur voraus. Schwanstetten muss ein hochwertiges Ganztagsangebot in der Schule mit Hort, offener Ganztagschule und gebundenem Ganztagszug anbieten. Die Kinderbetreuungseinrichtungen müssen mindestens das jetzige Niveau auch zukünftig beibehalten. Das Angebot an Pflegeeinrichtungen sollte ausgebaut werden. Das Mobilitätsangebot sollte sich in alle Richtungen verbessern. Der Schnellbus Richtung U-Bahn Bauernfeindstraße verspricht die größte Effektivität. Ein Bürgerbus könnte ebenfalls große Lücken schließen.

„Die Aufstellung eines Flächennutzungsplans erfordert hohe fachliche Kompetenz über die in der Regel ein ehrenamtlicher Gemeinderat nicht verfügt“, stellte Vorsitzender Peter Weidner fest. „Deshalb sollte bereits von Anfang an ein Planungsbüro mit involviert werden“. Mit diesem Thesenpapier sehen sich die Freien Wähler für die Diskussion um die Zukunft Schwanstettens gut gerüstet.


Für die Freien Wähler gez. Peter Weidner, Vorsitzender, Agathe Hammerschmidt u. Jürgen Kremer, Stellvertreter u. Robert Köbler, Schriftführer